Donnerstagvormittag in der Ü7-Klasse der Mittelschule an der Schleißheimerstraße. Die Schülerinnen und Schüler – alle erst seit sechs bis zwölf Monaten in München –  schildern einer Redakteurin der Münchner Kinderzeitung ihre ersten Eindrücke in der Landeshauptstadt: „Mich hat total überrascht, dass in München so viele Omas und Opas Rad fahren!“ meint Polina. „Wir finden toll, dass die Bushaltestellen hier alle Namen haben, das ist im Kosovo nicht so“, erklären Agnesa und Natyra. Amar fand  den Alltag in Bosnien gemütlicher, hier in München ist es ihm zu hektisch.
Zwei Wochen später sind die Statements der Schüler_innen in der 24. Ausgabe der Münchner Kinderzeitung veröffentlicht und vermitteln konkret und authentisch, was die jungen Flüchtlinge an ihrer neuen Heimat schätzen und in ihrer alten Heimat vermissen.
Seit 2007 informiert die Münchner Kinderzeitung Mädchen und Jungen ab acht Jahren altersgerecht und anschaulich darüber, was in ihrer Stadt passiert. Die Zeitung erscheint viermal im Jahr in einer Auflage von 50.000 Exemplaren, wird kostenlos über die Schulen an alle 2.-6. Klassen verteilt und liegt an rund 40 weiteren Orten in der Stadt aus.
Die Stadt aus Kinderperspektive
Der besondere Ansatz: Kinder werden nicht nur als Leser_innen ernst genommen, sondern sie gestalten mit Unterstützung von pädagogischen und journalistischen Profis die Zeitung selbst. Die Themen werden von der ca.  20-köpfigen Kinderredaktion ausgewählt und in einer gemeinsamen Redaktionssitzung mit den Erwachsenen festgelegt. Danach werden Inhalte recherchiert, Artikel verfasst und Interviews geführt. Auch die Schlussredaktion übernehmen Kinder und Jugendliche, damit gesichert ist, dass alle Texte für die jungen Leserinnen und Leser gut verständlich sind. Die jungen Redakteur_innen sorgen überdies dafür, dass der Spagat zwischen Unterhaltung und Information stimmt.
Herausgeber ist der gemeinnützige Verein Kultur&Spielraum e. V., Chefredakteur ist der Journalist Christian Haas, das Layout gestaltet die Agentur Büro Alba. Die MÜK ist ein nicht kommerzielles Medienprojekt. Die Landeshauptstadt München fördert die pädagogische Begleitung der Kinderredaktion und ermöglicht den Vertrieb über den Schulverteiler. Die Kosten von rund 15.000 € pro Ausgabe für Honorare, Druck und Papier müssen über Sponsoren, Spenden und Image-Anzeigen finanziert werden.
Dafür steht die Münchner Kinderzeitung
Neben der Kinderperspektive ist es den Herausgebern wichtig, bei allen Themen einen lokalen Ansatz und Anknüpfungspunkte zum Kinderalltag zu finden sowie die Vielfältigkeit der Stadt und ihrer Bewohner abzubilden. Ein besonderes Anliegen ist es, jungen Leute aufzuzeigen, wo sie in ihrer Stadt mitbestimmen und mitgestalten können und junge Münchner_innen zu Wort kommen zu lassen, die sich engagiert haben, z. B. Jugendliche, die ihren Schulhof verschönern oder sich für den Erhalt ihres Bolzplatzes einsetzen oder Schüler_innen vorzustellen, die sich um das Mensaangebot ihrer Schule kümmern.
Ganz nah dran am Kinderalltag
Nicht nur in der festen Kinderredaktion, sondern in mobilen Zeitungswerkstätten können Mädchen und Jungen die Münchner Kinderzeitung aktiv mitgestalten.

Sie finden statt in Stadtteilen,  Bürgerhäusern und Asylbewerberunterkünften, in Schulen und bei stadtweiten Veranstaltungen für Kinder und Familien stattfinden, um
•    ein direktes Feedback auf die Münchner Kinderzeitung zu erfahren
•    Anregungen  für künftige Zeitungsinhalte zubekommen
•    neue Kinder für die regelmäßige Kinderredaktion zu gewinnen.

Dabei gestalten die Kinder – von der Recherche bis zum Layout – eine Extra-Ausgabe der MÜK oder sie veröffentlichen ihre Texte im Blog www.muek.info. Zur Nachwuchsförderung sind 2014 Journalistenworkshops sowie ein Mediencamp in Zusammenarbeit mit den Münchner Bibliotheken und Radio Feierwerk geplant.
Ausgezeichnet! KinderMedienPreis für die Münchner Kinderzeitung
Die jungen Leserinnen und Leser wissen auch sehr zu schätzen, dass es sich bei ihrer Stadtzeitung nicht nur um ein buntes, lustiges Kinderblättchen handelt, sondern Geschehnisse aus ihrer Umgebung kindgerecht und aus Kinderperspektive begreifbar gemacht werden.
Seit November 2013 ist es nun auch amtlich: Die Bundeszentrale für politische Bildung zeichnete die Münchner Kinderzeitung in Berlin mit dem Kindermedienpreis in Silber aus (in der Kategorie: Bestes redaktionelles Angebot von und mit Kindern), bei dem sich bundesweit 125 Kindermedien beworben hatten. Als journalistisches  Kindermedium mit lokalem Fokus trägt die Münchner Kinderzeitung auf vorbildliche Weise zur gesellschaftspolitischen Orientierung und zur Meinungsbildung bei und „zeigt auf herausragende Weise, wie professionell und qualitätsvoll eine von und für Kinder erstellte Zeitung aussehen kann.“
Information und Meinungsbildung für a l l e Kinder
Die MÜK macht die jungen Münchner_innen neugierig auf das Leben in der Stadt und vermittelt ihnen, dass sie ein wichtiger Teil davon sind. Nur eine zuverlässige Verteilung über die Schulen bietet die Gewähr, möglichst viele Kinder – unabhängig von deren familiären Lese- und Informationsgewohnheiten – zu erreichen und anzusprechen! Ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und zur Identifikation der jungen Münchner_innen mit ihrer Stadt.

Mehr dazu unter www.kulturundspielraum.de

Marion Schäfer, Kultur & Spielraum