Im Februar 2016 haben das Stadtjugendamt und das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“, dem auch der Münchner Trichter angehört, zum zweiten Mal eine Online-Befragung bezüglich der von Jugendlichen wahrgenommenen Lebensrealität in der Stadt München durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 1350 junge Münchner_innen zwischen 15 und 21 Jahren teil und machten Vorschläge, was in ihrer Stadt verbessert werden kann. Der Fragebogen stand sechs Wochen lang online.

Der Münchner Trichter war zusammen mit dem Kreisjugendring, dem Fachforum Freizeitstätten und dem Stadtjugendamt bereits 2013 an der Konzeption der 1. Jugendbefragung beteiligt und ist somit mitverantwortlich für deren Entwicklung und Durchführung. Die Online-Befragung ist ein partizipatives Projekt für die Münchner Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie selber haben hier die Möglichkeit, ihren Themen und Anliegen in München bei Politik, Verwaltung und freien Trägern Gehör zu verschaffen und ihre Standpunkte darzustellen. In mehreren Workshops z. B. ermittelten Jugendliche die für sie relevanten Themen und inhaltlichen Schwerpunkte. Die Interpretation der Ergebnisse wurde dann nochmals in einem Gespräch mit den Jugendlichen verifiziert. Gerade damit drückt sich auch das Selbstverständnis der Studie aus: Sie erhebt nicht den Anspruch, eine sozialwissenschaftliche Studie zu sein, sondern sie will als Partizipationsinstrument begriffen werden.

Das Aktionsbündnis teilt nun in einer Broschüre die Ergebnisse der 2. Münchner Jugendbefragung mit. Diese werden auch im KJHA, in der auf den 2. Mai vertagten Sitzung, den Stadträt_innen vorgestellt.

Über 90% der Teilnehmer loben die guten Bildungsmöglichkeiten und Berufschancen Münchens, auch die Weltoffenheit der Stadt wird honoriert. Bekannte Ergebnisse, wie z.B. die positive Beurteilung der umfassenden Freizeitangebote, wurden erneut bestätigt. Nach wie vor wird aber auch das zu teure Wohnen und das mangelnde Freizeitangebot für Teenager als problematisch befunden. Aufgrund der zu hohen MVV- und Eintrittspreise allgemein, wird ein späteres Leben in München als nicht leistbar empfunden.

Die neuen Ergebnisse jedoch geben zahlreiche Hinweise auf einen massiven sozialen Druck unter den Jugendlichen. Dieser besteht in Abstiegsängsten, Leistungs- und Konkurrenzdruck, sozialer Ungleichheit und den damit verbundenen Ausschlüssen. Zugleich zeigt sich, dass dieser Druck aber auch unterschiedlich erlebt und verarbeitet wird. So wird von den einen eine plurale Stadtgesellschaft als Chance gesehen, während andere sich offen rassistisch äußern und gerade in Flüchtlingen eine Bedrohung für sich sehen.

„… Damit entsteht ein sehr hoher Leistungs- und Erwartungsdruck, der Stress verursacht. In dieser Belastungssituation und der insgesamt als unsicher wahrgenommenen Lebenslage werden Geflüchtete als zusätzliche potentielle Konkurrenz und „Gefahrenquelle“ wahrgenommen. Dies leistet einer Verteilungsangst und rassistischen Einstellungen Vorschub. Bei anderen Jugendlichen lösen gerade diese Tendenzen Sorgen aus, weshalb sie um das weitere städtische Engagement für die Integration der hier lebenden Geflüchteten bangen.“ (Broschüre 2. Münchner Jugendbefragung, hrsg. v. Aktionsbündnis Wir sind die Zukunft, S. 22)

Zu fragen ist nun, welche Konsequenzen aus diesen Ergebnissen zu ziehen sind. Geplant ist ein Fachtag, an dem freie Träger, Verwaltung und Jugendliche zusammenkommen. Hier sollen dann Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Münchens Jugend möchte auf jeden Fall auch weiterhin in die sie betreffenden kommunalen Belange involviert werden. Aus der Sicht des Münchner Trichters ist eine Verstetigung im 3 Jahres-Turnus zu begrüßen.

Hier der Artikel zum Downloaden