Frieden ist eine Qualität des Zusammenlebens in Gruppen, in der Gesellschaft und  in der Beziehung zwischen Großgruppen. Über Frieden, für den Frieden und in einem friedlichen sozialen Umfeld zu lernen gehört zusammen.  Im Folgenden zeigt das Beispiel der Aktionen rund um eine Ausstellung, wie dieses Credo der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik umgesetzt wird:
In einem großen Raum in einer Schule hat die Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik die Ausstellung „Frieden ist schön“ aufgebaut. Die Ausstellung  informiert über das Konzept des Zivilen Friedensdienstes und zeigt praktische Beispiele aus verschiedenen Konfliktregionen dieser Welt.
Mitarbeiterinnen der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik arbeiten mit einer Klasse in der Ausstellung. Unterstützt von Studierenden führen sie ein dreistündiges Schulklassenprogramm durch. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie Menschen in Krisengebieten unterstützt werden, die bestehenden Konflikte mit friedlichen Mitteln zu bearbeiten oder nach einer Phase der gewaltsamen Kämpfe zusammenzuleben. Sie erfahren etwas über die Ziele des Zivilen Friedensdiensts, der Gewalt  eindämmen und dabei die zivilen Kräfte der Gesellschaft stärken will.
In moderierten Arbeitsgruppen setzen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit den „Friedensfachkräften“ auseinander. Diese sind in Deutschland ausgebildete deutsche und nicht-deutsche Fachleute, die ähnlich wie Entwicklungshelfer die lokale Bevölkerung unterstützen. Sie haben oft die Funktion der dritten, nicht eingebundenen Partei und können daher eine allparteiliche Position einnehmen. Die Friedensfachkräfte haben Kompetenzen erworben, um die Kommunikation zwischen verfeindeten Gruppen aufrecht zu erhalten. Sie erarbeiten mit den Menschen vor Ort neue Perspektiven und engagieren sich für den Schutz der Menschenrechte.
Regelmäßig thematisieren die Schülerinnen und Schülern in den Arbeitsgruppen anhand der Fallbeispiele Parallelen zu ihren eigenen  Verhältnissen, zu den Problemen des respektvollen Umgangs miteinander und zu Fragen der Versöhnung. Kompetenzen für ein friedliches, gerechtes und demokratisches Zusammenleben in der Schule, in der Familie und in der Kommune stehen im Mittelpunkt.
Das Schulklassenprogramm beginnt mit einem „Meinungsbarometer“: Entlang einer Schnur positionieren sich die Schülerinnen und Schüler irgendwo zwischen „ja“ und  „nein“ zu einer  Aussage, zum Beispiel: „Die Kriege in der Welt interessieren mich, auch wenn ich nicht direkt betroffen bin“. Jede und jeder hat seine eigene Meinung.  Die pädagogische Leitung fragt einzelne Schülerinnen und Schüler, warum sie an dieser spezifischen Stelle stehen. Die Befragten können ihre Gründe nennen, die Pädagogin fragt nach, ob sie das richtig verstanden hat, fragt andere Schüler, die woanders stehen, nach ihrer Perspektive, aber sie bewertet und zensiert nicht. Wenn Schüler_innen sich nicht zu ihrer Position äußern wollen, ist das auch in Ordnung. Das Programm setzt auf diese Weise wertschätzenden Umgang und demokratische Mitwirkung um.
Das Programm hat aber auch seine Grenzen: In einer Klasse gab es zum Beispiel eine Mädchengruppe, die sich beim Meinungsbarometer immer als Block positionierte, und zwar stets in der Mitte. Sie signalisierten eine „Weder-Noch“ Meinung. Über ihre Gründe wollte keines der Mädchen Auskunft geben. Die Pädagog_innen waren beunruhigt, denn dieses Verhalten ist ein Indiz für ein gestörtes Vertrauensverhältnis innerhalb der Klasse. Im weiteren Verlauf des Programms lief die Arbeit in Kleingruppen gut, aber in allen Plenumsphasen erwies es sich als schwer, den wertschätzenden Umgang zu wahren. Es wurde klar, dass eine Gruppe von wortgewandten Jungen die Lufthoheit über die Meinungen beanspruchte und damit letztlich bei ihren Mitschülerinnen und Mitschülern die Suche nach der eigenen Meinung im Diskurs unterband. Dieses undemokratische soziale Gefüge lässt sich innerhalb eines vierstündigen Programms beobachten, aber nicht bearbeiten. Hierzu bedarf es anderer Formen der Zusammenarbeit. Das Zusammenleben innerhalb einer Schulklasse ist ein weiteres Arbeitsfeld der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik.

Mehr dazu unter www.agfp.de

Renate Grasse, AG Friedenspädagogik