„Jeder ist auf seine eigene Art anders“

Mit „Arts Education“ hat das Institut für Angewandte Kulturelle Bildung ganz aktuell ein neues mehrjähriges Projekt etabliert, das beispielhaft für künstlerische und kulturpädagogische Arbeitsweisen innerhalb des Münchner Trichters und darüber hinaus steht. Künstler_innen und Kulturpädagog_innen verknüpfen die Bereiche Kunst, Kultur, Jugendarbeit sowie Schule und entfalten innovative Lernkulturen.
Angewandte Kulturelle Bildung bedeutet: Ich lerne zu verstehen, die Welt zu begreifen. „Angewandt“ meint, ästhetische Lern- und Bildungsprozesse mit neuen Methoden performativ in künstlerische Projekte zusammen mit den Teilnehmenden umzusetzen. Das IAKB kooperiert in diesem neuartigen Modell mit pädagogischen Einrichtungen, jedoch losgelöst von starren Strukturen wie sozialer Auslese, Leistungsdruck, Noten, homogenen Gruppen, festgelegter Zeitvorgaben sowie über Generationen und soziokulturelle Lebenslagen hinweg.

In der Praxis kommen regelmäßig größere Gruppen aus pädagogischen Einrichtungen in Proberäumen auf dem Gelände des Kreativquartiers München zusammen. Die Teilnehmenden können sich unabhängig von ihren Klassen oder Zielgruppenzugehörigkeiten je nach Neigung frei entscheiden, in welcher der altersübergreifenden heterogenen Gruppen sie sich beteiligen möchten:
•    Schauspiel – Theater, Film, Text, Literatur
•    Tanz – Choreografie, Bewegung, Körper
•    Musik – Ton, Songtext, Instrument
•    Design – Malerei, Farbe, Handwerk, Bühnenbild, Raum

Im Laufe der interdisziplinären Arbeit kristallisieren sich erfahrungsgemäß aus den unterschiedlichen Gruppen Teilnehmende heraus, die an einer künstlerisch weiterführenden Arbeit interessiert sind. Sie formen ein Ensemble, das zusätzlich zu sowie zeitlich und inhaltlich unabhängig von ihren Projektgruppen regelmäßig arbeitet. Manche interessieren sich auch für Computer, Web- und Mediendesign, Öffentlichkeitsarbeit und Organisation sowie filmische Dokumentation oder Fotografie. Sie bilden dann eigenständige kleinere Dramaturgiegruppen mit flexiblen Arbeitszeiten.
Das Modellprojekt „Arts Education“ erweitert schulische Bildungsmöglichkeiten im Einklang mit dem Selbstverständnis von Kunst und Jugendhilfe und könnte zum Beispiel zur künstlerischen Profilbildung von Schulklassen beitragen.
Die Hauptmerkmale des Konzepts sind:
•    Heterogene Gruppen in Bezug auf Alter, Kultur, soziale Situation
•    Interdisziplinäres Arbeiten, spartenübergreifend
•    Freie Wahl der Künste nach Neigung
•    Inhaltliche Ausrichtung an Lebenswelten
•    Künstler_in ist Katalysator von Möglichkeiten
•    Inhaltlich und künstlerisch offene Prozesse
•    Gegenseitiger Respekt, Arbeiten auf Augenhöhe
•    Partizipation und Inklusion
•    Arbeiten an Orten, die künstlerisches Arbeiten begünstigen: Werkstätten, Probenräume, Ateliers, Theater
•    Öffentliche Präsentation künstlerischer Produkte, Performances
•    Kooperation mit vielfältigen Einrichtungen und Netzwerkpartnern

Das Institut für Angewandte Kulturelle Bildung strebt an, aus dem Modellprojekt ein internationales „Centre for Community Arts“ mit den oben genannten inhaltlichen Schwerpunkten zu entwickeln. An diesem können pädagogische Einrichtungen, Projekte der kulturellen Ganztagsbildung und lebenslanges Lernen ebenso partizipieren wie die freie Kunst- und Kulturszene, etablierte kulturelle Einrichtungen und überregionale Kooperationspartner.
Weitere Informationen unter www.iakb.de und www.artseducation.de.
Weitere Einrichtungen und Kooperationsprojekte der kulturellen Bildung mit Schulen im Münchner Trichter sind zum Beispiel:
•    CultureClouds  (siehe nachfolgender Artikel) www.cultureclouds.net
•     Im „FestSpielHaus“ können junge Menschen an professionell angeleiteten Theater- und Videoprojekten teilnehmen. Im Mittelpunkt stehen das physische Spiel, der Ausdruck des menschlichen Körpers, die Improvisation und das Komische, wobei der Schwerpunkt in der Auseinandersetzung mit den ursprünglichen Formen des Theaterspiels liegt. Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis wird öffentlich gezeigt. Alle können mitmachen, die Lust dazu haben, in einem gemeinsamen Prozess mit anderen an einer Projektidee zu arbeiten. Das FestSpielHaus ist Mitglied im Münchner Aus- und Fortbildungskanal (afk)und sendet regelmäßig Videofilmbeiträge im Münchner Kabelkanal. www.festspielhaus.biz
•    IMAL (siehe Artikel „Künstlerisch-kreative Intervention und der Weg in Arbeit, Ausbildung, Bildung“ in dieser Broschüre) www.imal.info
•    Im „TheaterSpielhaus“ treffen sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene unabhängig von ihrem Alter, ihrer Herkunft und ihren Vorkenntnissen in verschiedenen, nach Alter gemischten Gruppen, um miteinander Theater zu spielen oder um sich Theaterstücke anzuschauen. Durch Spielen lernt man sich selbst und das Leben besser verstehen. Deshalb schlüpfen Kinder und Erwachsene gerne in sehr verschiedene Rollen. Aktuell gibt es acht Kindertheatergruppen für die Altersgruppen vier bis zwölf Jahre und fünf Gruppen mit Jugendlichen und Erwachsenen. www.theaterspielhaus.de
•    Feierwerk (siehe Artikel „Popmusik als Transportschiene für Kernkompetenzen“ in dieser Broschüre) www.feierwerk.de

Tom Biburger, IAKB