Ich hatte wohl schon gehört von einem Zusammenschluss der eine ganz eigene Kultur des Diskurses, der Einmischung, des Dialogs führte – 1995. Ich kannte einige Menschen aus diesem Verbund persönlich durch gelungene Kooperationen, gemeinsame Projekte. Dem Münchner Trichter nach unserer Anerkennung als freier Träger 1997 beizutreten, kam uns nicht in den Sinn. Wir mussten unser eigenes Ding machen, hielten nicht viel von Gremien, Sitzungen, Ausschüssen – investierten unsere Kraft und Zeit in die Arbeit mit Jugendlichen, in unsere Projektentwicklung.

Und dann musste es ja irgendwie doch passieren – 2008. Kontrapunkt e.V. hatte sich längst vom kleinen Träger im Spannungsfeld Jugend Kunst Kultur zu einem erkennbaren, bunten, innovativen „player“ entwickelt, war für seine Ideen und Konzepte selbstbewusst und eigenständig eingetreten, hatte keinen Dialog gescheut, um Stadt und EU von den Projektideen immer wieder zu überzeugen. Wer sich so in die Öffentlichkeit bringt, bleibt irgendwann nicht mehr unbeobachtet. Die Aufforderung – ich möchte diese fast schon freundlich-ultimativ nennen – dem Münchner Trichter „endlich“ beizutreten kam dann auch nicht so überraschend. Unsere Frage: Können wir die notwendige Kraft aufbringen und wozu überhaupt einem weiteren Netzwerk beitreten, nachdem wir doch schon seit 2000 in zwei europäischen Kulturnetzwerken aktiv sind? Weil es diesen Zusammenschluss, den kollegialen und ehrlichen Austausch, die Einmischung braucht – auch auf lokaler Ebene.

Ich habe den Beitritt, die vielen Diskurse in der Kerngruppe, den ehrlichen Umgang miteinander und mit den kommunalen Partnern, das Ringen um glaubhafte und gute Positionen seither nie bereut. Ich freue mich monatlich auf den Austausch in der Kerngruppe mit engagierten Menschen, profitiere von der Vielfalt der Themen und Auseinandersetzungen, trage mein Wissen bei, informiere auch über die europäischen Diskussionen. Ich nehme gerne teil an Gesprächsrunden mit Vertreter/-innen der Stadt, habe das Gefühl einen Beitrag leisten zu können dazu, dass München eine – auch für Kinder und Jugendliche – lebens- und liebenswerte Stadt bleibt. Und das nicht nur mit meiner Projektarbeit, sondern eben auch in einem Netzwerk, das ich sehr schätze, das Kontrapunkt seine Eigenständigkeit lässt, das gesunde Konkurrenz erlaubt und gemeinsame Entwicklung ermöglicht.

Das Ganze ist mehr als die Summe der einzelnen Teile (Aristoteles). Es bewahrheitet sich für mich täglich, in meiner künstlerischen Projektarbeit ebenso wie im Münchner Trichter.

Ulrich Gläss – Gründungsmitglied und Vorstand Kontrapunkt e.V.


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