Im Kontext des KJSG-Postulats nach einer inklusiven Jugendhilfe hat die OKJA am 18.4.2024 eine Sonder-Fach-Arge „Inklusion“ unter Moderation von Julia Pfinder veranstaltet; die rd. 50 Teilnehmer*innen kamen von zahlreichen freien Trägern und dem Jugendamt. In Anlehnung an den parallel laufenden Prozess auf Dach-Arge-Ebene bildete ein weiter Inklusionsbegriff die Hintergrundfolie: Demnach zielen Strategien und Maßnahmen zur Inklusion auf eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe aller jungen Menschen an den Angeboten der Jugendhilfe unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, sexueller Identität, Behinderung o.ä.

Diesem umfassenden Ziel entsprechend ist für die OKJA ein längerfristig angelegter Prozess geplant, für den die aktuelle Veranstaltung Fach-Arge-Ebene als Kick-Off diente. Für diesen Auftakt wurde aus pragmatischen Gründen mit einem engeren Inklusionsbegriff gearbeitet, d.h. Inklusion im Sinne einer gleichberechtigten und selbstbestimmten Teilhabe von jungen Menschen mit körperlichen, intellektuellen oder seelischen Beeinträchtigungen verstanden.

In einem ersten Input skizzierte Dr. Mike Seckinger (DJI) Ergebnisse der DJI-Studie „Aufwachsen mit Behinderung“ zur Lebenswelt junger Menschen mit Beeinträchtigung. Eine schlichte, aber entscheidende Erkenntnis der Studie betrifft die Selbstwahrnehmung der Befragten: „Junge Menschen mit Beeinträchtigung sind junge Menschen“. Sie haben dieselben Interessen, Wünsche und Bedürfnisse wie alle jungen Menschen, – sowie einzelne zusätzliche Anliegen, die gesellschaftlich bedingten Barrieren geschuldet sind.

Den Hinweis zu Barrieren aufgreifend informierte Boris Kuhn (Städtisches Koordinierungsbüro zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention) zur Barrierefreiheit im umfassenden Sinn: Demnach ist Inklusion ein andauernder, selbstkritischer Prozess, in dessen Zuge Teilhabe-Hinderungen zu erkennen, auszuräumen sowie zu überwinden sind. Eine solche Überwindung wird möglich in einem dialektischen Prozess zwischen dem Hinterfragen der eigenen Haltung, resp. dem Auflösen von Denkmustern einerseits und dem Abbauen technischer, umweltbedingter Barrieren andererseits. Diesem Impuls folgend reflektierten die Teilnehmer*innen ihre Haltungen bzw. Denkmuster entlang von Leitfragen und evaluierten ihre operative Praxis auf Zugangsbarrieren, erfolgreiche Öffnung und tatsächliche Zielgruppenerreichung auf der Basis einer Checkliste.

Beim anschließenden Gruppen-Austausch zu bereits vorhandener inklusiver OKJA-Praxis in München teilten gute Beispiele ihr Erfahrungswissen und ermöglichten anderen Einrichtungen einen Transfer in die eigene Praxis. Einen Einblick in ihre Arbeit gaben u.a. CultureClouds e.V. (inklusive mobile Spiel-/Kunstaktionen), der inklusive Freizeittreff MOP, der KJR (inklusive Ferienangebote) sowie das Projekt „Bayerns bester Gipfelstürmer“, das Jugendlichen mit Behinderung ein Engagement als Multiplikator*innen eröffnet. Schließlich erfolgte eine Zukunftsorientierung, indem sich die Teilnehmenden nächste kleine Schritte überlegten, die sie unabhängig von großen finanziellen Mitteln und Reformen erreichen können.

Als Fazit zur Veranstaltung lässt sich festhalten: Auf der Ebene der Zielgruppenarbeit bringt die OKJA mit ihren Strukturprinzipien ein gutes fachliches Fundament mit. Zur praktischen, konkreten Ausgestaltung dieses inklusiv-tauglichen Rahmens gilt wie auch sonst: Die Selbstbestimmung junger Menschen hat im Zentrum zu stehen.
Zur Unterstützung dieser alltäglichen Arbeit haben die Teilnehmer*innen neue, bessere Rahmenbedingungen gefordert: Damit sind nicht nur (mehr) finanzielle und personelle Ressourcen gemeint, sondern auch das Wissen bzw. eine Wissensvermittlung zu Fördermitteln sowie unaufwändige Verfahren, diese Mittel zu erhalten.
Für die Zusammenarbeit auf der Ebene der Fach-Arge wurde das Anliegen benannt, die inklusionsbezogene Fachlichkeit kontinuierlich fortzuentwickeln: Konkret angeregt wurde z.B. die Entwicklung einer Wissensdatenbank, eine Fortsetzung der Vernetzung zum Erfahrungsaustausch sowie eine Evaluation des gestarteten Prozesses in einem Jahr.
Darüber hinaus war die Veranstaltung ein wichtiger Beitrag, das eigene bildungspolitische Selbstverständnis in puncto Beteiligung zu schärfen: Aus dieser Perspektive ist Inklusion nicht zu trennen von politischer Bildung.