“Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann” (F. Picabia)
Das „International Munich Art Lab“ (IMAL) hat sich unter der Trägerschaft des „Kontrapunkt e.V. – Jugend Kunst Kultur“ zu einem hoch evaluierten Projekt entwickelt, das Kunst, Kultur, Bildung, Soziales, Berufsqualifikation und professionelle künstlerische Produktion verbindet in einem ganzheitlichen Arbeitsansatz.
IMAL bietet jungen Menschen (16-25 Jahre) kostenfreie Teilhabe an künstlerischen Produktionsprozessen, von der ersten Ideenskizze über die Produktion bis zur professionellen öffentlichen Präsentation. Dies beinhaltet individuelle Förderung, Ausgleich von Bildungsdefiziten und Bewerbungsbegleitung; ebenso Grundlagentrainings, Vertiefung und freie Produktion in allen künstlerisch-kreativen Handlungsfeldern – 40 Stunden die Woche, für 70-80 Jugendliche. Die tägliche Arbeit wird organisiert in den beiden Fachbereichen „Bildende Kunst und Medien“ (Ergebnispräsentation in Gemeinschaftsausstellungen) sowie „Darstellende Kunst und Musik“ (gemeinsame Entwicklung von Musiktheaterstücken) und ergänzt durch internationale Vernetzung und Austauschvorhaben (z.B. TakeOff – begleitete Auslandspraktika).
IMAL begleitet junge Menschen auf ihrem Weg zwischen Schule und Ausbildung und bietet dazu eine umfassende Orientierung und Qualifizierung, angeleitet von Künstelrinnen und Künstlern, Kulturschaffenden, Pädagoginnen und Pädagogen. Die künstlerischen Produktionsprozesse bilden die Arbeitsrealität ab, helfen bei der eigenen Standortbestimmung, indem sie die eigenen Fähigkeiten stärken und Vergleiche zulassen.. Sie bereiten den Weg hin zu einer verlässlichen eigenbestimmten Berufswahlentscheidung – egal ob diese im rein künstlerischen Bereich liegen wird oder in klassischen Ausbildungsfeldern.
„Kontrapunkt e.V. – Jugend Kunst Kultur“: 18 Jahre künstlerischeIntervention
Was als Utopie begann – künstlerische Arbeit, Jugendarbeit und berufliche Qualifikation zu verbinden – hat ein internationales Renommee erhalten und ist aus der kommunalen Angebotslandschaft nicht mehr wegzudenken. Die seit 2007 öffentlich geführte Diskussion über den Sinn künstlerischer Arbeit zur Erschließung gesellschaftlicher und persönlicher Ressourcen (Kreativität als Motor gesellschaftlicher Entwicklung und grundlegende Ressource/Kreativindustrie) ist ein von uns seit 1995 postulierter Gedankenansatz und Basis unserer Arbeit.
2013 blickt IMAL zurück auf 18 Jahre Jugendarbeit. Jugendkulturarbeit, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Dinge neu und anders zu denken, zu experimentieren, innovative Ansätze zu finden. Jugendbildungsarbeit, die Bildung, Kunst, Kreativität, Lebensbewältigung vereint und eine gesellschaftliche Teilhabe, einen Ausgleich von Defiziten ermöglicht, indem sie an den Stärken ansetzt. Basis war uns immer die Idee, professionelle Arbeit dadurch zu ermöglichen, dass Jugendliche von Fachleuten verschiedenster Bereiche (Künstler/-innen und Kreative, Pädagog/-innen) in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Der Anspruch: Jugendliche in die Verantwortung zu nehmen, von der ersten Ideenskizze über den gesamten künstlerischen Produktionsprozess bis zur professionellen Präsentation. Schließlich zeichnet sich unsere Arbeit auch dadurch aus, Abgrenzungen zwischen künstlerischen Teilbereichen zu durchbrechen, das Expertenwissen der jungen Menschen in die Produktionen einfließen zu lassen und ihnen die ästhetische Kompetenz zuzutrauen ihre lebensweltlichen Sichtweisen publikumsadäquat umzusetzen.
Die Erfahrung aus den Projekten „Laboratorium“ und „WestEndOpera“, dass junge Menschen unterschiedlichster sozialer, kultureller und bildungsmäßiger Herkunft gemeinschaftlich und professionell unterstützt in Projekten persönlich reifen und Defizite ausgleichen können, führte 1999 zum Start des „International Munich Art Lab“ (IMAL); Projekte, die Struktur und Freiräume bieten, die Anleitung und Experimentierfelder bereithalten, die eine lustbetonte, aber in jedem Fall ernsthafte, Arbeitsatmosphäre schaffen. „Laboratorium“, 1996 zunächst gedacht als „künstlerische Projektwerkstatt“ (Pilotprojekt zur ästhetischen Jugendarbeit), entwickelte sich zum IMAL und damit auch zu einem Projekt der beruflichen Qualifikation und sozialen Integration, das weit über die kommunalen Grenzen hinaus als „Best Practice“ – Beispiel bekannt wurde.
Letztlich muss sich das IMAL auch am Erfolg der teilnehmenden jungen Menschen messen lassen. Insofern überzeugt, dass nahezu alle der bisher 800 Teilnehmenden nach Abschluss der Projektmitarbeit einen stabilen Berufsweg einschlagen. Zugänge über Begabtenprüfungen zu Kunst-, Musik-, Theaterakademien und Fachhochschulen gelingen immer wieder auch mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife oder nach Schulabbrüchen. Engagements in allen Bereichen der Künste und in modernen Medienberufen sind ebenso ein legitimer und erfolgreicher Berufseinstieg, wie die Arbeitsaufnahme, die Aufnahme „klassischer“ betrieblicher Ausbildungen oder das Erlangen von IHK-Abschlüssen über Berufsfachschulen und externe Prüfungen.
Mit der Bekanntheit stieg auch das internationale Interesse an dem einzigartigen Projektansatz des IMAL und die Beteiligung an europäischen Vernetzungsprojekten sowie das Initiieren und Durchführen von internationalen Projekten und Austauschen nimmt seit 2002 einen wichtigen Platz in unserer Arbeit ein. Einen Platz, der Reflexion, interkulturelle Bildung und direkte Arbeit mit Partnern im euromediterranen Raum ermöglicht.
IMAL ist Bildungsarbeit abseits der formalisierten Bildungssettings, ist Experimentierfeld, ist künstlerisches Laboratorium – nie fertig und immer in Bewegung; an Lernorten, der diesen Diskurs zulassen: auf und hinter der Bühne, im Tonstudio, im Atelier, am Videoschnittplatz, im Fotolabor, in Ausstellungsräumen, in Werkstätten. Einen Diskurs auf Augenhöhe, der Jugendlichen eine eigene ästhetische Kompetenz zutraut und sie befähigt, eigene Ressourcen zu entdecken und zu entwickeln.
Uli Gläss, IMAL