
Einfach war es nicht, verbandsfreie Träger der Kinder- und Jugendhilfe als Mitglieder in den Kinder- und Jugendhilfeausschuss zu berufen. Aber die historische Situation war günstig: ein neues Gesetz, ein neuer Ausschuss, ein neuer Jugendamtsleiter. Nach heftigen Diskussionen konstituierte sich 1991 erstmals ein KJHA mit drei VertreterInnen von nach § 75 SGB VIII anerkannten Trägern. Die Erwartungen waren hoch: das neokorporatistische Kartell von öffentlicher und freier Wohlfahrtspflege sollte aufgebrochen, der Ausschuss zum Podium offener Diskussionen, alternativer Argumente und innovativer Ideen werden. Das war zugleich die Geburtsstunde des „Münchner Trichters“, nicht als 6. Verband, sondern als Organisation gewordener Aufbruch, „um anders zu sein und mitzumischen als gestaltende Kraft“, wie an anderer Stelle auf dieser Seite zu lesen ist. Seitdem sind manche Initiativen vom Trichter ausgegangen, er ist zu einem sozialpolitischen Faktor in München geworden und aus der sozialen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Vielleicht auch dadurch scheint die Szene offener geworden zu sein, sind alte Kampflinien weniger spürbar. treffen sich (fast) alle im „Bündnis München sozial“. Aber ist auch die Gleichung aufgegangen klein gleich flexibel, innovativ, quer denkend versus groß; unbeweglich, verharrend? Tritt der Trichter noch als anregender Faktor auf oder dominieren Eigen-Interessen die Arbeit? Gibt es wirklich eine schlagkräftige Organisation oder nur das Engagement (zu) weniger? Ich wünsche dem Münchner Trichter Widerspruchsgeist und Widerstandskraft! Ich hoffe auf viele weitere Anstöße in der offenen Kinder- und Jugend(kultur)arbeit. Und ich wünsche vor allem Erfolg beim zu recht benannten Zukunftsthema Bildung und bei der Kooperation von Jugendhilfe und Schule!
