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Perspektiven kultureller Bildung

KuBi 2.0: Lebenskunst lernen – glokal & vireal
Koordinaten und Akzente Kultureller Bildung 2.0
Kulturelle Bildung ist nach 2000 durchaus im Aufwind – warum auch immer. Der Deutsche Kulturrat hat neue „Konzeptionen Kultureller Bildung“ (z.B. 2002, 2005, www.kulturrat.de) erarbeitet, der Deutsche Städtetag (Aachener Erklärung 2008), die Kultusministerkonferenz (KMK), auch der Bayerische Landestag und vor allem der Deutsche Bundestag (Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“, Schlussbericht 2007/ 2008, Kap. 6) haben sich positiv und heftig dafür eingesetzt. Damit ließen sich mit positiven Zitaten Seiten füllen. Und auch unsere Lobbyorganisationen wie die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ Remscheid, www.bkj.de) und im Verbund damit die analoge Länderebene Landesvereinigung Kulturelle Bildung in Bayern (LKB: BY, www.lkb-by.de) haben sich intensiv, politisch und fachlich, positioniert. Aber: „Dennoch klaffen Sonntagsreden und Alltagshandeln dabei fast nirgendwo so eklatant auseinander wie in der Kulturellen Bildung“ (Deutscher Bundestag 2008, S. 565). Allerdings: Wir in München sind diesbezüglich und im Lauf der Jahrzehnte doch ziemlich gut gewesen, KoFo, SCS, Interactiv, KIKS, KS: MUC & Co.

Vermessen(d)e Kartographierung Kultureller Bildung

Weitgehender Konsens besteht bundesweit über Reichweiten und Strukturen Kultureller Bildung in Theorie und Praxis. Es geht dabei um das definitorische und kartierende „Vermessen“, um die inhaltliche, organisatorische und fachlich-professionelle Topographie. Kulturelle Bildung ist ein plurales Feld, gespannt im Dreieck zwischen öffentlich-staatlichen Sektor (Verwaltung, Politik), Zivilgesellschaft (z.B. freie Träger, Initiativen) und Kultur-/ Kreativwirtschaft (z.B. der Medien und Märkte), wie z.B. Max Fuchs betont (Fuchs 2008).
Die systematische Kartographierung, kurz und knapp, lässt sich in etwa so skizzieren:
– Die vertikale Ebene, mit Zuständigkeiten und Abhängigkeiten: Vor Ort (Einrichtungen und Projekte), kommunal, föderal, national, international – alle sind, mehr oder weniger, beteiligt und spielen, prinzipiell, mit.
– Die horizontale Ebene: Das „magische Drei- oder Viereck“:
• Jugend-, Familien- und Sozialpolitik.
• Kunst-, Kultur- und Medienpolitik.
• Früherziehung, Schule, Ausbildung, Erwachsenenbildung.
• Umwelt- und Stadtgestaltung, Ökologie und Urbanität.
Und dann sind da zur Sache selbst und orientierend noch die klassischen Künste, Teilkulturen und Orte, bzw. entsprechende Bildungsfelder als zentrale inhaltlich-fachliche Basis: Musik, Bildnerisches, Theater, Literatur, Museum, Tanz, Architektur, Medien (von Radio, Foto über Film und Audio bis zu allen neuen digitalen und konvergenten Formate, Popkulturen und soziale Netze eingeschlossen), und dann natürlich auch noch Spielkultur und Zirkuskünste.
Es ist per definitionem ein plurales Feld und reicht von sinnlicher Wahrnehmungsbildung bis in die Höhen der Künste. Dabei sind alle möglichen Jugendkulturen, Spielformen und Selbstausdrucksexperimente eingeschlossen, klar: Dies ist die Weite des „Ästhetischen“ von gestaltbarer Sinnlichkeit bis zum absichtslosen „Schönen“, leiblich wie medial, z.B. als „Schöner Schein“ (Schiller) oder als „sinnliche Erkenntnis“. Kann man alles nachlesen, wenn man mag (z.B. bei Zacharias 2010).
Übrigens: Der maximale Sammelbegriff „Kulturelle Bildung“ hat sich nun wohl durchgesetzt. Andere Bezeichnungen wie etwa musische Erziehung, Bildung/ ästhetische, künstlerische Erziehung, Bildung/ Kinder- und Jugendkulturarbeit/ Kulturpädagogik/ Kultur- und Kunstvermittlung beziehen sich auf z.T. historische oder meinen spezifische Akzentuierungen. In einem komplexen Kartographierungsentwurf ist noch zu nennen, auch entsprechend zunehmendem Bedarf und realer Expansionen: fundamentierende und wissenschaftliche Theorieentwicklung sowie professionalisierende („kulturpädagogische“) Ausbildungen zugunsten fachlicher Berufsfelder.

Aktualitäten und Akzente KuBi 2.0

Hier und in kartographierender Logik nur kurz aufgelistet das, war zurzeit die Akteure und Organisationen an- und umtreibt, um Kulturelle Bildung expansiv und am Puls der Zeit weiterzuentwickeln.
– Subjektorientierung: Im Mittelpunkt der Mensch und sein Recht auf das „gute und gelingende Leben“, z.B. Leitbild und Lernziel Lebenskunst (Fuchs 2012).

– Sozial- und kulturräumliche Struktur: Bildungslandschaften, Kunst-, Spiel- und Lernlandschaft, z.B. in der Stadt, auch unterschiedlichverortet.

– Kooperation und Vernetzung: Insbesondere Kultur und Schule, Kunst und Medien im Horizont auch von „Ganztagsbildung“ (die mehr ist als „nur“ Ganztagsschule).

– Kulturell-ästhetische Medienbildung: Medial vernetzte Medien und auch alle Künste gehen inzwischen alle an, denn Kinder und Jugendliche wachsen wie selbstverständlich in einer völlig neuen Medienkultur als Alltagswelt und in einer Informations- und Netzwerkgesellschaft auf, für die es keinerlei historische Vorbilder gibt.

– Erlebnis, Ereignis, Aufmerksamkeit und Authentizität: Gerade diesbezüglich gibt es eine neue Prominenz und expansive Aktualität des Sinnlich-Authentischen, des Leiblich-Ereignishaften, des emotionalen Erlebens und des performativen Selbstausdrucks: Als erweiterte „Auftragslage“ für „KuBi 2.0“.

– Theoriebildung und Wirkungsforschung: Die auch wissenschaftliche Beschäftigung mit den Wirkungen und Potentialen Kultureller Bildung entsprechend möglicher positiven biographischen und qualifizierenden Folgen der Angebote und Formate in aller pluralen Vielfalt.

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