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Perspektiven kultureller Bildung

Innovation durch kreativen „Unfug“

Junge kreative Kulturen brauchen Freiräume unterschiedlicher Gestalt zur Entfaltung ihrer schöpferischen Potentiale. Sie brauchen Orte, Gelegenheiten und Strukturen, in denen die Kreativen, kulturell Aktiven und Kulturinteressierten experimentieren und voneinander lernen und wo sie sich zu Communities und Szenen formieren können.

Freiräume bieten ebenso Schutz vor Vereinnahmung durch den Kommerz wie vor Unverständnis und Sanktionen, denn junge kulturelle Szenen beanspruchen mit ihren Aktionen und Artefakten den öffentlichen Raum und machen sich dort gelegentlich irritierend bemerkbar. Dabei ist der Grat sehr schmal zwischen künstlerischer Gestaltung und Performance und dem was gemeinhin als „Unfug“ empfunden wird. Wo sich junge Kulturen nicht von Anfang an und bruchlos kommerzialisieren lassen, wird gerne ihre Wertlosigkeit, manchmal ihre Gefährlichkeit für die öffentliche Ordnung postuliert.

Zudem galten und gelten kulturelle Techniken, die aus dem „Missbrauch“ vorhandener Technologie entstanden, wie den Computer „zum Singen zu bringen“ oder Schallplatten zu scratchen als sinnfreie Spielerei. Sprayen und Street-Art werden grundsätzlich als Schmiererei verunglimpft bzw. als Vandalismus verfolgt. Punk- und Hardcore wirken verstörend und sind Objekte misstrauischer Beobachtung. Stage-diving und Skaten werden als gefährlicher Unfug diskreditiert.

Meistens wird dabei das kreative und innovative Potential dieser jungen Kulturen übersehen. Rund um bestimmte Funsportarten (wie Skaten) oder Musikrichtungen (wie HipHop oder Hardcore) entsteht seit Jahren ein bunter Strauß erfolgreicher Modelabels, kreativer Design- und Grafik-Agenturen, engagierter Projekte, die mittlerweile bis hinein in den Mainstream-Kultur stilbildend wirken.

Dieses kreative Potential zu heben und weiterzuentwickeln sollte ein Anliegen öffentlich geförderter Kulturarbeit sein. Sie muss dabei die Autonomie dieser Kulturen und die Freiheit des einzelnen Künstlers und der Künstlerin bei der Wahl ihrer Selbstdefinition und ihres Status respektieren: Ob sie als reine Freizeitkünstler aktiv sind, ob sie mit ihrer Kunst im Umfeld der Garagen- und DIY-Kultur zuhause bleiben wollen, ob sie Kunst als politisch-kulturellen Gegenentwurf verstehen oder als Karriereweg im Rahmen kreativwirtschaftlicher Unternehmungen: Förderung bedeutet Angebote von Räumen und Events zur Produktion und zur Präsentation von Prozessen und Ergebnissen und die Organisation des Transfers von Erfahrungen und Know-how innerhalb der Szenen.

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