wir bewegen Soziales, Kultur und Bildung

Perspektiven kultureller Bildung

„RESSOURCE MINING“
KÜNSTLERISCH-KULTURELLE ARBEIT IM ÜBERGANG SCHULE / BERUF
am Beispiel des „International Munich Art Lab“ (IMAL)

Die Kreativität ist das eigentliche Kapital der Gesellschaft (1)

Kreativität ist die wichtigste gesellschaftliche und persönliche Ressource: Kulturelle Entwicklung ist ohne Kreativität unmöglich, sie ist Ursprung jeglicher handwerklicher, technischer und intellektueller Innovation. Neuerungen wären ohne spielerisches, zweckfreies Experimentieren nicht denkbar.

Kunst ist ein Spielraum der Möglichkeiten, dort können die grundlegenden Regeln des Denkens und Handelns überprüft werden, sie fordert Selbstreflexion und Weiterentwicklung.

Eine Gesellschaft, die Wert auf ihre Entwicklung legt, muss vor allem jungen Menschen Räume / Möglichkeiten zur Verfügung stellen, damit diese sich konstruktiv an der Gesellschaft beteiligen können.

Künstlerische, kulturelle Bildung ist ein Grundrecht jedes Menschen.

Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele (2)

Unsere Arbeit wendet sich an junge Menschen im Übergang von Schule und Beruf unabhängig von Geschlecht, Schulbildung, kultureller / nationaler / sozialer Herkunft, sexueller Orientierung und (Nicht-)Behinderung, für die Kreativität identitätsstiftend ist.

In einem gesellschaftlichen Kontext, der den Mensch einem hohen Reiz- und Informationsinput aussetzt ohne gleichzeitig angemessene eigene Gestaltungsmöglichkeiten anzubieten, geben wir Jugendlichen Raum für Experimente und für die Entwicklung eigener Ideen und Werke. IMAL ist ein lebendiger Schaffensraum, in dem Lust am Arbeiten und Freude am Lernen erlebt werden können. IMAL schafft ein Forum für Jugendliche, über das sie mit ihrer Lebenswelt und Kunst an die Öffentlichkeit treten können.

Die Arbeit steht im Spannungsfeld zwischen professioneller künstlerischer Arbeit und Jugendhilfe. Im Dialog mit freischaffenden KünstlerInnen und Kulturschaffenden entwickeln die Teilnehmenden Projekte – von der ersten Ideenskizze über die konkrete Ausführung bis zur öffentlichen professionellen Endpräsentation. Unsere Projekte bieten berufliche Orientierung, Qualifizierung und Grundlagen für eine Ausbildung. Wir vermitteln den Teilnehmenden wirklichkeitsnah Arbeitsanforderungen und die notwendige Ernsthaftigkeit. Wir begleiten sie intensiv auf ihrem Weg und unterstützen sie umfassend, sowohl bei fachlichen als auch persönlichen Fragestellungen.

IMAL ist ein seit 1996 bestehendes Projekt der kulturellen Bildung und verbindet formale, nonformale sowie informelle Bildung. Dabei wird über die Einbindung in lokale und internationale Netzwerke ein fachlicher Austausch gepflegt, Kooperationen und Koproduktionen werden initiiert. Kulturelle Bildung ergänzt die formale Schulbildung zum Wohle von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (3)

Über künstlerisch –kreative Projekte lassen sich die schlummernden personalen Ressourcen entdecken, für die Gesellschaft nutzbar machen und junge Erwachsene in der schwierigen Phase zwischen Schulende und Berufseinstieg begleiten. Seit 1996 haben wir uns für diese Erkenntnis stark gemacht, haben um Konzepte gerungen, für Finanzierungen gekämpft, immer wieder betont, dass diese Arbeit als unabdingbar gelten muss für die moderne Wissensgesellschaft.

Omid (30) betreibt seit 3 Jahren eine Pizzeria. Aus Syrien geflüchtet, beide Eltern Bildende Künstler, entschied er sich im IMAL (2002) für den klassischen Berufsweg, für eine Ausbildung zum Hotelfachwirt, trotz des Wunsches der Eltern, seine hohe zeichnerische Begabung zum Beruf zu machen.
Admir (33) arbeitet seit 6 Jahren als Nachtportier in einem namhaften Münchner Hotel. 1996 aus Bosnien geflohen entdeckte er im Projekt „WestEndOpera“ (1998) seine Bühnenpräsenz, machte den Schulabschluss nach, suchte im Anschluss eine seiner starken Sehbehinderung angemessene Arbeit. Ach ja, Musik macht er noch immer, als Hobby.
Anika (29) ist seit 3 Jahren „Junior Art Director“ in einer angesehenen internationalen Werbeagentur; Schulabbrüche kennzeichneten ihren Weg, „klassisches Versagen“ im normierten Bildungssystem: Gymnasium->Realschule->Hauptschule->kein Abschluss. Im IMAL (2004) erarbeitete sie sich innerhalb eines Jahres Bewerbungsunterlagen für die Begabtenprüfung an der Fachhochschule für Grafikdesign in Berlin, absolvierte ihr Studium zielstrebig und erreichte ihren Lebenstraum: Kreativität zum Beruf zu machen und davon leben zu können.

IMAL half auf dem Weg der Berufsfindung, erlaubte eine ernsthafte Auseinandersetzung mit individuellen Fähigkeiten, zeigte Alternativen auf, vermittelte Schlüsselqualifikationen, forderte maximales Engagement. Die Wege nach IMAL sind so individuell wie die Menschen. Sicher ist aber, dass die Arbeit – und es machte viel Arbeit – zu einer verlässlichen Berufsplanung und Lebensbewältigung beitrug für junge Erwachsene, die Möglichleiten des Ausprobierens, des „Spielens“ brauchten um das zu lernen, was das klassische Schulbildungssystem nicht oder nur ansatzweise vermitteln kann: soziale Kompetenz, individuelle Lösungsansätze, entdecken eigener Ressourcen, Teamfähigkeit, Engagement.

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