Hier lohnt ein kurzer Blick in die Münchner Stadtgeschichte und auf die gesellschaftspolitischen Hintergründe kommunaler Bildungs- und Sozialpolitik: Unter anderem durch die Initialzündung der Olympischen Spiele 1972, aber vor allen durch viele Menschen, die zur rechten Zeit am rechten Ort waren, war die Landeshauptstadt über viele Jahre nicht nur bayernweit, sondern auch bundesweit richtungsweisend im Bereich der Kulturellen Bildung. Eine Vielzahl an zivilgesellschaftlichen freien Träger schuf trotz oder gerade aufgrund ihres experimentellen und innovativen Geistes früh nachhaltige Strukturen, die in München auf fruchtbaren Boden weltoffener und engagierter kommunaler Bildungs- und Sozialpolitik fielen. So blieben die Vielzahl an spiel-, theater-, oder kunstpädagogischen Projekten keine Laune einer Aufbruchszeit, sondern wurden kooperativ durch die kommunale Bildungs- und Sozialpolitik aufgegriffen und dort nachhaltig verankert.
Seither hat sich die Gesellschaft und damit die Anforderungen an die städtische Bildungslandschaften grundlegend verändert. Zentrale Fragen nach der Organisation und Philosophie der Ganztagsschule treten drängend zutage. Hier wird derzeit deutlich, dass das Feld schulischer und außerschulischer Bildung widerstreitend diskutiert wird und durchaus hart umkämpft ist. Auch die Jugendarbeit ist angesichts sich wandelnder Tagesabläufe und Biografien von Kindern und Jugendlichen von Veränderung geprägt.
Eine weitere, drängende Aufgabe kommunaler Kultur- und Bildungsarbeit besteht darin, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Migrationserfahrung oder mit migrantischer Familiengeschichte tatsächlich zu ermöglichen. Ebenso steht die nun endlich lautstark geäußerte Forderung nach Inklusion von SchülerInnen mit Behinderung in reguläre Bildungseinrichtungen im Raum.
Diese Defizite lassen grundlegende Exklusionsmechanismen sichtbar werden und stellen nachdrückliche Fragen an unsere Kultur- und Bildungspolitik. Der Kulturellen Bildung kann in all diesen Zusammenhängen eine zentrale, jedoch durchaus ambivalente Rolle zukommen: Sie läuft einerseits Gefahr, mit ihren bunten Bildern von lachenden Kindern über das aktuelle Bildungsdilemma hinweg zu trösten. Andererseits hat sie das Potential, Triebfeder für Bildungsgerechtigkeit und kulturelle Teilhabe zu sein. Wenn es dem aktuellen Diskurs um Kulturelle Bildung gelingt, Partizipation als Querschnitts-Herausforderung ernsthaft einzufordern, kann sie tatsächlich bildungspolitische Defizite und vielleicht auch gesellschaftspolitische Exklusion überwinden helfen.
Wir verstehen es als unsere Aufgabe, der Kulturellen Bildung in München von kommunaler Seite den Rücken zu stärken, so dass sie beides kann: Lachen auf Gesichter zeichnen und Perspektiven öffnen, die es erlauben, Bildung gemeinsam neu zu denken und sie innovativ und avanciert umzusetzen.
In diesem Sinn freuen wir uns auf eine gute, kooperative und kritische Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Münchner Trichters!
(1) Pkt. 1 des 10-Punkte Programms „Kulturelle Bildung für München“
PS
Einen kleinen Beitrag zur finanziellen Rückenstärkung können wir schon jetzt anbieten. Für Projekte der Kulturellen Bildung können bei uns Förderanträge gestellt werden. Hierbei stehen wir gerne beratend zur Seite.
Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung im Kulturreferat der LH München
Andrea Engl und Kitty von Korff