wir bewegen Soziales, Kultur und Bildung

Perspektiven kultureller Bildung

Spielen Leben Lernen

Ausgangspunkt

In einer sich im Wandel befindenden Gesellschaft ist Spiel auf der einen Seite eine geeignete Methode zur Einübung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, um mit gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen produktiv und gestaltend umgehen zu können. „Die Antwort auf unsere behauptete oder tatsächliche Orientierungslosigkeit ist Bildung, nicht Wissenschaft, nicht Informations-, nicht Kommunikationsgesellschaft, nicht moralische Aufrüstung, nicht Ordnungsstaat, nicht ein Mehr an Selbsterfahrung und Gruppendynamik, nicht die angestrengte Suche nach Identität.“. (H.v.Hentig).

Auf der anderen Seite ist Spiel eine Lebensäußerung, ein Umgang mit vielen Entscheidungsmöglichkeiten, ein lustvolles Experimentieren mit Möglichkeiten, die dem einzelnen und der Gruppe zur Verfügung stehen. Diese vielen Möglichkeiten bieten Verhaltensalternativen, sie zeigen, dass es für Entscheidungen viele Wege geben kann.

Wenn man Rahmen für Bildung mit Spiel und Kultur schaffen möchte, sind vielfältige, anregungsreiche Spiel- und Lernlandschaften zu gestalten, die es ermöglichen, Erfahrungen zu machen, diese zu reflektieren und daraus Schlüsse für das eigene Verhalten zu ziehen. Diese Rahmen gelten für alle Altersgruppen. Im Spiel wird gelernt, ohne dass man es merkt. Spielrahmen und Spielleitung helfen, eigene Erfahrungen zu machen und damit sein Verhaltensrepertoire zu erweitern.

München – Werkstatt für kulturelle Projekte und Konzepte

In München wurden seit Anfang der siebziger Jahre die Lernpotentiale im Spiel erkannt und die Bedeutung des Spiels für das eigenständige Lernen in vielen Publikationen und Tagungen herausgestellt.

Programmatisch wurde die Idee der Umwelt als Spiel- und Lernraum in vielen Spielformen und Spielaktionen umgesetzt, angefangen von Forscherspielen bis hin zu Simulationsspielen, die den Ablauf von Produktionsprozessen darstellten. Neu dazu gekommen sind neue Spielräume, die sich zwischen der realen Spielwelt und den Spielwelten des Internets bewegen. Hier bietet sich das Spiel als Möglichkeit an, mit den neuen Medien zu spielen, und neue ungewöhnliche Verbindungen zu schaffen. Über kulturelle Bildung, wie Medienbildung, Spiel etc. können niederschwellige Zugänge geschaffen werden.

Auf der Grundlage des Konzeptes „Umwelt als Spiel und Lernraum“ ist das Netzwerk Spiellandschaft Stadt entstanden, getragen von einem Verein gleichen Namens, in dem sich Akteure der kulturellen Bildung speziell aus der Sparte Spiel sich inhaltlich vernetzen und in Modellprojekten, in Weiterbildungen und mit Veröffentlichungen zeigen, wie Spiel als ein zentraler Bestandteil kultureller Bildung neue Zugänge zur Erschließung der Welt ermöglicht, vor allem aus den bildungsfernen Schichten.

Netzwerken für Spielen und Lernen: Von der Spiel- zur Bildungslandschaft

Die Spiellandschaft Stadt fördert die Spielqualität und Spielvielfalt sowie die Kinderbeteiligung in München und engagiert sich in Gremien und in der Öffentlichkeit als Lobby für Kinder. Als Fachleute in Sachen Spiel ist es Ziel des Vereins, vorhandenes Wissen und Informationen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterzugeben.

Wie Ulrich Deinet bei der Beschreibung der Bildungslandschaft formuliert, ist aus dem Konzept „Umwelt als Spiel- und Lernraum“, der Sozialraumdiskussion und den Elementen einer Spiellandschaft die Idee der Bildungslandschaft entstanden. So wie sich die Akteure, die für das Spiel und die Spielräume der Kinder- und Jugendlichen einsetzen, miteinander verbinden, so verbinden sich auch bei der Bildungslandschaft alle an der Bildung beteiligten Akteure in Netzwerke. Im Netzwerken, in der jeder seine Möglichkeiten beisteuert, wird in Zukunft eine wichtige Aufgabe der Akteure der kulturellen Bildung liegen.

Spielen ist die zentrale Grundkomponente aller Kunst und Kultur. Diese Erkenntnis muss stärker verankert werden, sodass in der gegenwärtigen Diskussion die Bedeutung des Spiels für ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben wahrgenommen wird und nicht als vernachlässigbarer Teil in der Biografie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Gerhard Knecht
Spiellandschaft Stadt e.V.

Literatur

Spielen in München, Herausgeber Spielraumkommission der LH München, München Stadtkanzlei 2000
Mit dem Spielmobil in die Bildungslandschaft, Ulrich Deinet, in: Spielen Leben Lernen, Gerhard Knecht, Bernhard Lusch (Hrg.), München 2011, Kopaed.Verlag.

Nach oben scrollen