Medien Jugend Kultur
Medien haben im Aufwachsen heutiger Kinder und Jugendlicher eine herausragende Bedeutung. Vor allem die elektronischen Medien sind dabei konstitutiver Bestandteil ihrer Lebenswelt und eröffnen neue Lern- und Erfahrungsbereiche. Medien bieten Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sowie zur kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe und liefern wichtige Impulse zur Identitätsentwicklung. Gleichzeitig bringen sie aber Gefahren und Probleme mit sich, die die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährden können. Die Förderung von Medienkompetenz stellt somit eine wichtige Aufgabe von Bildung und Erziehung dar und ist zum unverzichtbaren Teil allgemeiner und kultureller Bildung geworden. Hier eröffnen sich für die offene Kinder- und Jugendarbeit zahlreiche neue Aufgaben und Herausforderungen, die für die Zukunft des „Lebenlernens“ in einer medienkulturellen Gesellschaft wichtig sind. Zur Förderung von Medienkompetenz hat die medienpädagogische Praxis in den letzten Jahren zahlreiche Modelle entwickelt, bei denen vor allem der aktive Umgang mit Medien im Vordergrund steht. Dabei geht es sowohl um die kreative Nutzung und Indienstnahme der Medien für eigene Anliegen und Interessen in Form von Film-, Audio- und Multimediaprojekten, als auch um den sicheren Umgang mit den Medien im Zeitalter des Web 2.0 und den damit verbundenen Themen wie Datenschutz, Persönlichkeits- und Urheberrechte. Da die regelmäßige Nutzung von Social Communities zum selbstverständlichen Teil des Medienalltags der Jugendlichen geworden ist, gilt es Jugendliche kompetent zu begleiten, zu beraten und zu informieren. Offene Kinder- und Jugendarbeit eröffnen hier Kindern und Jugendlichen Räume sich zu erproben und ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zur Auseinandersetzung mit Fragestellungen rund um das Web 2.0 und den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Dabei steht im Vordergrund vor allem die peer-to-peer und informellen medialen Lernformen von Kindern und Jugendlichen in ihren Szenen und Gleichaltrigengruppen einzubeziehen. In Werkstätten in denen Jugendliche sich über ihre Aktivitäten in Online-Communitys austauschen und diskutieren, können Erfahrungen gesammelt und neue Erkenntnisse gewonnen werden, die den selbstbestimmen Umgang mit Medien fördern. Aber auch in Jugendmediengruppen, die im Rahmen eines Projektes der offenen Kinder- und Jugendarbeit einen Film, Audio- oder Multimediabeitrag erstellen, steht die Förderung der Medienkompetenz im Mittelpunkt. Hier haben Jugendliche die Möglichkeit Themen aus ihrem Umfeld aufzugreifen und an der öffentlichen Meinungsbildung mitzuwirken. Ihre Sichtweisen können in Jugendradios und auf Jugendfilmfestivals wie z.B. dem Bayerischen Jugendfilmfest JuFinale veröffentlicht und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Somit trägt Jugendmedienarbeit auch zu Partizipation in der Gesellschaft bei und befähigt Jugendliche sich öffentlich zu artikulieren.
Medien liefern für Kinder und Jugendliche aber auch wichtige Orientierungs-, Handlungs- und Identifikationsräume. So stellen sich zum Beispiel Jungen und Mädchen im Aufwachsen immer wieder die Frage „Wie werde ich ein Mann?“ bzw. „Wie werde ich eine Frau?“ und orientieren sich dabei sehr häufig an den Medien. Diese Bedeutung der Medien zu verstehen und sie im pädagogisch-bildenden Prozess zu berücksichtigen, stellt sich für Eltern und pädagogisch Tätige gleichermaßen als wichtige Aufgabe. Dabei dürfen nicht negative Klischees und Weltbilder den Medienumgang dominieren. Hier eine vernünftige Balance zwischen Ausprobieren neuer Rollenmuster und Kommunikationskulturen sowie der Entwicklung stabiler Persönlichkeitsstrukturen zu finden, ist eine zentrale Herausforderung für die offene Kinder- und Jugendarbeit im 21. Jahrhundert.
Ein sinnvoller Umgang mit Medien bedeutet auch, Gefahren und Probleme erkennen und benennen zu können. Der potentielle Missbrauch der Mediennutzung sowie die Einflussmöglichkeiten kommerzieller und weltanschaulicher Interessen auf Kinder und Jugendliche müssen ernst genommen werden. Ethisch fragwürdige Medienangebote (z.B. gewalthaltige, extremistische oder pornographische Inhalte) dürfen nicht unkontrolliert verbreitet werden. Hier stehen pädagogisch Tätige oft vor dem Problem, nicht genügend über neue Entwicklungen informiert zu sein, um adäquat Stellung beziehen zu können. Deshalb bedarf es auch der kontinuierlichen Weiterbildung pädagogisch Tätiger der offenen Kinder- und Jugendarbeit, um Heranwachsende kompetent beraten und unterstützen zu können.
Um für die medienpädagogische Arbeit auch in Zukunft gerüstet zu sein, benötigt die offene Kinder- und Jugendarbeit
– eine leistungsfähige Grundausstattung an modernen Medien- und Informationstechnologien, sowie kostenfreie Zugänge zu Internet und Technik,
– im Umgang mit Medien und Medientechnologien kompetente Mitarbeiter/innen, um Kindern und Jugendlichen beratend zur Seite zu stehen,
– kontinuierliche Fortbildung für pädagogisch Tätige, die sie in den Umgang mit Medien einführt und zu aktuellen medienpädagogischen Fragestellungen weiterbildet,
– erprobte medienpädagogische Konzepte und Präsentationsflächen, um einen kritisch-reflexiven aber auch kreativ-aktiven Umgang mit Medien zu befördern,
– geeignete medienpädagogische Materialien, die eine Peer-to-Peer-Education ermöglichen und unterstützen.